Vor 350 Jahren tobte im September ein Großbrand durch London, der die Stadt so gut wie zerstörte. Überall in London gibt es im Moment Veranstaltungen, die an das Desaster erinnern: Thematische Stadtführungen, Theaterstücke, Ausstellungen über das Feuer selbst und den Wiederaufbau der Stadt und sogar ein Kunstprojekt, in dem die historische Stadt nachgebaut und in Brand gesteckt wird, in einem Modell, das (auf einem Schiff auf der Themse installiert) 120 Meter lang ist. Viele Schüler und Schülerinnen und auch Arbeitslose haben bei dem gigantischen Projekt mitgeholfen, und es ist in dem Film „Watch it burn“ von der BBC zu sehen.

Jedes Schulkind in England hat von dem „Great Fire of London“ gehört und weiß, dass es im Jahr 1666 ausbrach. Angefangen hat es in einer Bäckerei in Pudding Lane und sich sehr schnell in ein unaufhaltsames Inferno entwickelt. 13200 Häuser wurden zerstört, 87 Kirchen und auch die monumentale Kathedrale St Paul’s. Der Bürgermeister weigerte sich, die Häuser um den Brand herum zu sprengen, um die Verbreitung zu verhindern – die Idee war, Geld für Kompensationen zu sparen, offenbar der größte Fehler, den er hätte machen können. Erst beim Wiederaufbau der Stadt dachte man daran, zumindest einige der Straßen zu erweitern, Wände aus Stein gesetzlich vorzuschreiben und Dächer mit Ziegeln zu decken. Fünfzehn Jahre später wurde die erste Brandversicherungsanstalt gegründet.

Was für eine Kette von Katastrophen hatte die Stadt durchmachen müssen. Der englische Bürgerkrieg (1642-1651), die Pest (1645) und schließlich das Feuer, das London verwüstete (1666). Kann man sich überhaupt vorstellen, in einer solchen Zeit gelebt zu haben? Was musste es für einen einfachen Bürger bedeutet haben?

Der Politiker Samuel Pepys (ausgesprochen: „Pieps“) hat ausgerechnet in dieser Zeit gelebt und ein Tagebuch geführt, und es gibt uns einen Einblick in das tägliche Leben in der Stadt im 17. Jahrhundert. Wir lesen, wie sich die Menschen gekleidet haben, dass sie Perücken trugen, dass Läuse ein großes Problem waren. Kosmetik wurde benutzt, um eine weiße Gesichtsfarbe zu haben, doch sie war voller Blei und hatte entsprechende gesundheitliche Konsequenzen. Wir lernen, dass sich nur reiche Leute sauberes Wasser leisten konnten, und dass aus diesem Grund zu jeder Tageszeit Bier getrunken wurde. Wer an gutes Essen heran kam, aß Fleisch, Wild und Fisch, kein Gemüse. Öffentliche Veranstaltungen gab es auch, allerdings nicht für Zartbesaitete, da Exekutionen ganz oben auf der Liste standen.

Gegen Krankheiten sollten präventativ Amulette helfen, und wen es in irgendeiner Form dann doch erwischte, der wurde zur Ader gelassen. Operationen wurden durchaus durchgeführt, allerdings nicht unbedingt von qualifizierten Fachleuten und grundsätzlich ohne Desinfektion; die einzige Betäubung, auf die eventuell zurückgegriffen wurde, war Alkohol oder im Glücksfall Opium. Die Syphilis wurde mit Quecksilber bekämpft, was dazu führte, dass die Kranken in der Regel an der Medizin starben, bevor sie der eigentlichen Krankheit erlagen.